Eigenständigkeit als Zielprojekt der Mbuye Farm School.

Projektbeschreibung und Untergliederung

Nachdem die Mbuye Farm School von Deutscher Seite seit 1996 unterstützt wird, soll  in den nächsten sechs bis acht Jahren die Eigenständigkeit der Schule erreicht werden. Zur Eigenständigkeit sind aber nochmal einige Anstrengungen von beiden Seiten notwendig, von den Partnern in Uganda genauso wie von Seiten des Fördervereins. Der Abnabelungsprozess kann nur nachhaltig erfolgreich sein, wenn die Schule für Erhaltung und spätere Investitionen eigene finanzielle Erträge erzeugen kann. Als ersten Schritt in diese Richtung hat die Schule 2017 eine kleine Forstwirtschaft begonnen, die ab 2020 erste Erträge erwirtschaftet. Der nächste Schritt soll ebenfalls im Bereich Landwirtschaft stattfinden: Schweineerzeugung, im Weiteren als „Piggery“ bezeichnet.

Der Weg zur Eigenständigkeit

Eigenständigkeit bedeutet nicht nur Erträge zu erwirtschaften, sondern auch eine stabile Versorgung mit Wasser und Energie zu sichern: Brunnenbohrung und Solarstrom. Darüber hinaus werden wir uns intensiv mit der Vermittlung von Knowhow für die Teilprojekte einsetzen. Das wird sich vollziehen in

  • Workshops vor Ort (teaching teachers)
  • Ausbildung der Lehrkräfte in Deutschland (teaching teachers)
  • Einladen von Fachkräften aus Deutschland
  • Ausbildung der Schülerinnen und Schüler, möglichst auch mit Praktika in Deutschland (teaching students)
  • Erwachsenenbildung der Farmer vor Ort, durchgeführt als Seminare am College der Farm School und im „Außendienst“ (teaching farmers)
  • Klinik: Hygiene, Aufklärung und Gesundheitsvorsorge, als Seminare am College wie auch in der Umgebung (teaching people)

Dadurch erfüllt die Bildungseinrichtung ihren eigenen Entwicklungsauftrag und sorgt für NACHHALTIGKEIT.

Das Programm der Reise vom 28.10.2018 bis 06.11.2018

Um das Projekt-Ziel „Eigenständigkeit“ vorzubereiten, ist eine kleine Abordnung nach Uganda gereist. Die Delegation bestand aus Burkhard Müller (vom Vereinsvorstand) und einem hinzu gewonnenen externen Experten für Schweinewirtschaft, Herrn Uwe Trillmann vom VzF/BHZP in Uelzen. Die Reise war ein intensiver Arbeitsbesuch. Folgende Schritte haben wir vollzogen:

    • Absprache der Projektziele und Projektbestandteile
    • Workshop: Erarbeiten der Entwicklungsziele der Farm School in Bezug auf die internationalen Ziele der UNO, 2015 festgeschrieben in der Agenda 2030, zusammengefasst in den 17 SDG = Sustainable Development Goals =nachhaltige Entwicklungsziele
    • Standortsuche auf dem Schulgelände für ein Seminargebäude
    • Beurteilen des Schulgeländes auf Eignung für eine Piggery
    • Prüfen der Bedingungen für Futterbeschaffung
    • Erkundung der landesüblichen und landesmöglichen Standards in der Schweinehaltung
    • Besichtigen von kleinen Biogas-Anlagen
    • Erkundung der Marktsituation für Schweinefleisch
  • Einholen und Beauftragen von ersten Kostenvoranschlägen für Brunnenbohrung und Solarstrom
  • Erstellen von Skizzen für die Stallanlage (Herr Trillmann)
  • Absicherung der Pläne für die Piggery mit Verantwortlichen der Ugandischen Regierung
  • Planung der erforderlichen Schritte für die Schule und den Verein

Erkundungen

An zwei Tagen haben wir Schweinebetriebe unterschiedlicher Größe (8 bis 200 Sauen) besucht, um die Standards von Stallungen, Hygiene, Bio-Sicherheit, Arbeitsabläufen, Tierwohl und Tiergenetik zu erkunden. Ergebnis: Die Standards bleiben im Vergleich zu westlichen hochentwickelten Betrieben alle weit unter den Erfordernissen, selbst in der größten besuchten Anlage, Bulamu mixed Farm, die als die beste von Uganda beworben wird. Der größten Gefahr für den Tierbestand, der Afrikanischen Schweinepest, ist nur durch radikale Erhöhung der Hygiene-Standards und der Hygiene-Disziplin zu begegnen. Deshalb ist die radikale Trennung von „schwarzem Bereich“ (Außenwelt) und „weißem Bereich“ (innere Stallung) oberstes Gebot. Eine hundertprozentige Absicherung wird nirgendwo erreichbar sein, aber ein sehr hoher Grad. Herr Trillmann hat gleich vor Ort Skizzen erstellt, die alle erforderlichen Maßnahmen erfüllen, aber ohne durch Hochtechnologie die Farmer vor Ort zu überfordern. Hierdurch erscheint der Spagat zwischen moderner Anforderung an Schweinehaltung und den Kenntnissen der Farmer in Uganda möglich.

Die Futterbeschaffung für eine fundierte Zusammensetzung der Tiernahrung ist abgesichert. Die Farmer der Umgebung werden gerne hinzu lernen, liefern und damit ihre Einkommen sichern. Das Land ist fruchtbar! Fischmehl als Proteinlieferant ist genügend beschaffbar: Viktoriasee und Handel.

Meetings

In zwei Arbeitstreffen mit den Leitungskräften der Schule, Dienstleistern und unserer kleinen Delegation konnten wir die Unterprojekte gliedern und die technischen Möglichkeiten absprechen. Sowohl ein Bauunternehmer als auch ein Betrieb für Solartechnik und einer für Brunnenbau waren anwesend. Solar und Brunnen konnten bereits mit Kostenvoranschlägen beschrieben werden. Die Baumaßnahmen werden folgen, sobald die Pläne in Deutschland erstellt sind. Ebenfalls die Metallarbeiten für die Tierboxen müssen noch warten, bis Muster vorliegen.

Workshop zu Entwicklungszielen

38 der insgesamt 40 Lehrkräfte haben in einem dreieinhalbstündigen Workshop die SDG (s.o.) kennengelernt und auf die Situation an der Farm School zugespitzt. Der Workshop SDG wird in einem gesonderten NEWS-Artikel ausführlich dargestellt.

Die Piggery, die Wasserversorgung und Solarenergie

Auch diese Themen bekommen einen eigenen Artikel in den NEWS dieser Website: „Piggery-Wasser-Solar.

Das weitere Vorgehen des Vereins in Deutschland, finanzielle Lage

Geldbeschaffung

Bereits seit einiger Zeit verfolgen wir die Idee der Eigenständigkeit intensiver. Angelegt war sie schon von Anfang an, seit Bestehen des Vereins. Die im letzten Jahr angesammelten Spenden haben wir „gebunkert“, um das notwendige Eigenkapital anzusammeln, mit dem wir dann Fördermittel beantragen möchten, wie bereits 2013 zum Errichten der Klinik. Ausgenommen ist ein Betrag von 2000 €, den wir jährlich in den Fond für besonders bedürftige Schülerinnen und Schüler an die Schule auszahlen. Momentan sind wir mit 25.200 € noch weit entfernt von dem geschätzten notwendigen Kontostand von 50.000 €. Dieser Betrag könnte dann durch 150.000 € Fördermittel auf 200.000 € ergänzt werden. Deshalb sammeln und betteln wir fleißig weiter!

Antrag auf Fördermittel

Das Verfahren des Antrags auf Fördermittel ist sehr aufwändig und langwierig. Es sind einige Seminare bei „bengo“ (Beratungsgesellschaft für Non-Gouvernement-Organisationen) zu besuchen, zur Antragstellung, Durchführung und Abrechnung des Projektes. Teilnehmer wird Burkhard Müller sein, weil er auch den Antrag ausarbeiten wird. Abgabetermin wäre dann spätestens 31.08.2019, entschieden wird danach. Bengo begleitet die Antragstellung bis zur Vorlagereife und entscheidet dann, ob der Antrag dem BMZ zur Entscheidung vorgelegt werden kann. Ein langer Prozess also, aber immerhin geht es um die sinnvolle und verantwortungsvolle Verwendung von Steuergeldern. Erst wenn ein positiver Bescheid erfolgt ist, darf die erste Maßnahme vor Ort begonnen werden. Baubeginn kann demzufolge erst am Anfang des Jahres 2020 sein. Dann erst macht es auch Sinn, die Abwicklungsseminare zu absolvieren. Aber Maßnahmen wie Lehrerfortbildung in Deutschland können schon vorher erfolgen, sofern sie nicht Bestandteil des Antrages sind.

Für die Baumaßnahmen und die Metallarbeiten denken wir über zusätzliche Einsätze von SES-Kräften nach (Senior Expert Service).

Chancen eines Förderantrages

Die Chancen für eine positive Entscheidung durch bengo und BMZ stehen gar nicht so schlecht, weil der bevorstehende Antrag ein Folgeantrag ist. Das Schulprojekt war bereits für den Bau der Klinik 2013 als förderungswürdig geprüft und eingestuft (Bundeshaushalt, Kapitel 3202 Titel 687 76, PN 2013.0683.0). Das Gesamtkonzept des Projektes Weiterbildung/Eigenständigkeit scheint schlüssig zu sein und alle Bedingungen des BMZ zu erfüllen. Allerdings muss der finanzielle Rahmen deutlich beschrieben und belegt sein. Für den Fall, dass der Antrag negativ entschieden werden sollte, werden die angesparten Mittel zum Brunnenbau und für die Versorgung mit Solarenergie verwendet. Dann müssen wir auf das Konzept Eigenständigkeit, zu dem die Piggery vorgesehen war, zunächst verzichten.

Nachhaltigkeit

Der Begriff ist schwer zu fassen. Dennoch hier der Versuch, unsere Absichten zu beschreiben.

Zeitdimension

Zunächst handelt es sich um eine Schule, die 1987 gegründet wurde und sich bis heute zu einer zweigleisigen Bildungseinrichtung mit Secondary-Schule und College (Certificates und Diplomas) entwickeln konnte. Eine Internatsschule mit insgesamt 775 Students und 40 Lehrkräften sowie weiterem Personal. Insofern eine zeitlich überzeugende Dimension von Nachhaltigkeit.

die Wirkungsdimension: SDG der Agenda 2030

Das Projekt Mbuye Farm School hat als Bildungseinrichtung den Anspruch, berufliche Fertigkeiten zu vermitteln, Denkprozesse einzuleiten, Bewusstsein zu verändern und die Gesellschaft zu entwickeln. Zunächst in regionalen Grenzen, aber auch darüber hinaus. Abgesehen von den Wirkungen auf die Meere unserer Erde ist das gesamte Projekt der Farm School und insbesondere das „Projekt Eigenständigkeit“ allen Zielen der SDG verpflichtet:

  • Armut und Hunger bekämpfen,
  • Gesundheit und Wohlergehen zu verbessern,
  • hochwertige Bildung zu vermitteln,
  • Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu fördern,
  • sauberes Wasser sicherstellen, saubere Energie zu erzeugen und zu verwenden (Solarenergie, Biogas),
  • menschenwürdige Arbeit,
  • Wirtschaftswachstum (in der Umgebung, aber auch darüber hinaus), Industrie nur sehr eingeschränkt, aber
  • Innovation und regionales Wirtschaftswachstum,
  • Minderung von Ungleichheiten,
  • nachhaltige Lebensumgebung,
  • nachhaltiger Konsum und Produktion,
  • klimaschonende Produktion,
  • Frieden und Stärke von Institutionen als Bildungsinhalt,
  • Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.

Dafür haben wir uns an der Schule immer eingesetzt. Die Schule soll ein Lernort bleiben. Deshalb bleibt die Größe des Ausbildungsbetriebes „Piggery“ begrenzt.

Messbarkeit der Wirkung

Bewusstseinsveränderungen sind schwer messbar, aber schon heute an der Schule spürbar und erlebbar in vielerlei Hinsicht. Das Projekt „Eigenständigkeit“ wird sich aber messen lassen hinsichtlich Zuwachs an Wissen in Schweinewirtschaft, Betriebswirtschaft, Logistik, Arbeitsplanung, Kreislaufwirtschaft, Erträge, Hygiene und Arbeitsdisziplin. Ebenso Kategorien der Wirtschaftlichkeit, Anzahl und Qualität von Arbeitsplätzen, Einkommensverbesserung, Möglichkeiten, die Infrastruktur und die Lebensverhältnisse in der Umgebung wirtschaftlich und gesellschaftlich zu verändern oder auch schonungsvoller Umgang mit Ressourcen. Die Präsentation des Betriebes als Lernbetrieb und Musterbetrieb für Nachahmer und die Qualifizierung von Erwachsenen (Farmer der Umgebung) werden diese Prozesse verstärken.